Biologie
Starke Experimente
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05.08.2017
Als Kind wollte Simon Birrer Astronaut werden. Heute ist er Astrophysiker und erforscht an der University of California die Struktur des Universums. Bild: NASA aus Unsplash
Papier, Stift und Computer: Das Büro des Astrophysikers Simon Birrer an der University of California.
Simon Birrer besucht das Blanco Teleskop in Chile. Hier beobachten Physikerinnen und Physiker die Dunkle Materie, mit der sogenannten Dark Matter Camera.
Simon Birrer: Eindeutig ja. Ich habe gegen Ende meines Doktorats an der ETH Zürich eine PostDoc-Stelle an der University of California angeboten bekommen – da musste ich einfach zuschlagen. Und jetzt lebe und arbeite ich in Los Angeles.
Nein, normalerweise muss man mehrere Bewerbungen schreiben und die internationale Konkurrenz für gute PostDoc-Stelle ist gross. Der Zufall und das Glück waren sicher auch auf meiner Seite. Mein Chef hier an der Universität war auf der Suche nach jemandem mit einem Profil, das genau auf mich passte. Meine Expertise war im richtigen Moment gefragt.
Ganz einfach: Wir leben darin. Und zwar für eine sehr kurze Zeit auf einem sehr engen Raum im Vergleich zum Alter und den Grössen des ganzen Universums. Etwas besser zu wissen, was räumlich und zeitlich um uns geschieht, ist wichtig. Es gibt der Menschheit Orientierung bei Fragen, die nicht nur für die nächste Generation entscheidend sein können.
Ich erforsche die Struktur und Geschichte unseres Universums. Das Universum konfrontiert uns mit vielen offenen Fragen. Es zeigt sich, dass wir den grössten Anteil der Masse in unserem Universum nicht verstehen (sogenannte Dunkle Materie) und dass noch grössere Kräfte am Wirken sind, die unser Universum beschleunigt ausdehnen lassen (Dunkle Energie).
Ich benutze für meine Arbeit den Gravitationslinseneffekt. Ein Phänomen, das Licht durch die Präsenz grosser Massen beugt (eine Linse). Dieser Effekt wird durch Einsteins Allgemeine Gravitationslehre beschrieben. Mit Hilfe des Gravitationslinseneffekts können wir die Lichtwege rekonstruieren und somit mehr über die Strukturen im Universum erfahren. Insbesondere ob unsere heutigen Theorien und Konzepte zur Erklärung ausreichen - oder eben nicht. Diese Messungen können uns auch wichtige Anhaltspunkte geben, wo wir weiter suchen müssen.
Es gibt viele interessante theoretische Konzepte, die eine vertiefte Überprüfung rechtfertigen. In der Naturwissenschaft gibt uns die Natur die Fakten vor. Und so kann es schon mal ernüchternd sein, dass das Universum sich einfach nicht nach unseren Ideen verhält. So heisst es oft: Weiter suchen! Wo zu suchen ist, ist der Schlüssel zu vielen Antworten. Wonach ich suche: Als erstes nach Abweichungen im Verhalten des Universums von gängigen Modellen und zwar in Gebieten, wo wir noch nicht gut genug geschaut haben. In meinem Fall in die innere Struktur von einzelnen Galaxien und deren Massenverteilungen.
Den grössten Teil meiner Arbeit verbringe ich vor dem Computer in meinem Büro. Ich habe wöchentlich Sitzungen mit meinem Chef und mit den Doktoranden, die ich betreue. Ich besuche pro Woche rund zwei Vorträge von anderen Forschenden und beteilige mich an Telefonkonferenzen mit Wissenschaftlern aus aller Welt. Mehrmals pro Jahr habe ich auch die Möglichkeit, an internationale Konferenzen und Workshops zu gehen. Dort tausche ich mich mit Forscherkollegen über die neusten Entwicklungen aus.
Simon Birrer
Alter: 29 Jahre
Teilnahme an Olympiade: 2007
Gymnasium: Kantonsschule Alpenquai Luzern
Studium: Physik, ETH Zürich
Lieblingsforscher: Galileo Galilei
Lieblingsexperiment: Hubble Weltraum Teleskop
Hobby: Skifahren, Klettern, Fussball, Bergsteigen
Es ist schlichtweg falsch. Als Einzelkämpfer ist man nicht erfolgreich.
Ja, und zwar sehr stark. Heute wissen wir, dass es viele Millionen Galaxien gibt, die unserer Milchstrasse ähnlich sind. Und dass es in unserer Milchstrasse viele Millionen von Sternen gibt, die unserer Sonne gleichen. Es gibt auch starke Anzeichen dafür, dass um viele andere Sonnen Planeten kreisen, die unserem Planetensystem gleichen. Wir müssen uns wohl philosophisch damit abfinden, dass wir nicht die höchst entwickelte Spezies sind, die das Universum je bewohnt hat oder bewohnen wird.
Ja, er hat mit gängigen Konventionen von damals gebrochen und hat eine andere Sichtweise auf unsere Welt vermittelt. Seine Ideen wurden damals von vielen als absurd abgetan – heute sind sie eine Selbstverständlichkeit.
Als Kind wollte ich tatsächlich Astronaut werden. Heute möchte ich lieber neue Experimente entwickeln und mit meiner Forschung dazu beitragen, dass wir aus diesen Experimenten wichtige Erkenntnisse gewinnen. Einmal aus Spass ins All fliegen – und zurück: Bin dabei!